Basis des Unternehmens war anfangs
ein Stahlhammer. Dieser ist aus einer
Schneidemühle
hervorgegangen, die auf Antrag von
Andreas
Bauer aus Heinrichs mit kurfürstlicher
Konzession
vom 28. Dezember 1748 in einen
Stahlhammer
umgewandelt worden ist und von
den Brüdern
Löb und Moses Simson im Jahre
1854 zu
einem Drittel angekauft wurde.
1856 folgte daraus die Gründung der
Firma Simson & Co, die
weiterhin Holzkohlenstahl produzierte,
der unter
anderem für die Herstellung von
Jagd- und
Militärwaffen Verwendung fand.
Seit 1866 belieferte
Simson, dessen Werk in Heinrichs im preußischen
Landkreis Schleusingen lag, die
preußische Armee mit Gewehren.Ab 1896 erweiterte
Simson seine
Produktpalette im
zivilen Bereich und stellte die ersten
Fahrräder, die
englischen Vorbildern ähnelten,
her. Die Firma Simson
wurde bald zu einem der großen
Fahrradproduzenten.
1907 begann die Entwicklung von Personenkraftwagen,
die 1908 zur Konstruktion eines
unvollkommenen
Kleinwagens führte. Erst nach
dem Eintritt eines
erfahrenen Konstrukteurs gelang
1912 mit dem
Simson A der erste produktionsreife
Kraftwagen. Wurden
1855 gerade 20 Mitarbeiter
beschäftigt,
so gab es 1904
schon 1200 und 1918 sogar 3500
Beschäftigte beim
größten Arbeitgeber Suhls.
Nach dem Ersten Weltkrieg musste
die stark
expandierte Waffenproduktion
eingestellt werden.
Allerdings konnte Simson am
25. August 1925
aufgrund des Friedensvertrags
von
Versailles mit
der Reichswehr einen
Monopolvertrag
zur Lieferung von leichten Maschinengewehren
abschließen. Daneben begann
das Unternehmen
1924 die Serienproduktion von
Automobilen der
Luxusklasse, insbesondere des
Modells Simson
Supra, das auch im Rennsport
sehr erfolgreich
fuhr. Ab 1930 wurden auch
Kinderwagen
hergestellt.Die Stellung als
offizieller
Lieferant der
Reichswehr
ermöglichte es Simson die
Weltwirtschaftskrise
von 1929 zu überstehen, während
die lokale
Konkurrenz von vielen
Firmenzusammenbrüchen
betroffen war. Dies führte zu
Beschwerden und
Klagen über die staatlichen
Subventionen sowie
zur Forderung des Verbandes
der Suhler
Gewehrfabrikanten e.V.,
Heeresaufträge
nicht nur
an die Firma Simson
zu vergeben.
Die Anfeindungen
wurden von den
Nationalsozialisten
aufgegriffen,
um die „jüdischen“
Geschäftsführer
Arthur und
Julius Simson anzugreifen und
zu diffamieren.
1933 bis 1945
Noch im Januar 1933 gründeten
die
Eigentümer die Waffen- und
Fahrzeugwerke
GmbH, um den Familiennamen
aus dem
Firmennamen zu entfernen.
Aber schon kurz
nach der Machtübernahme der
Nationalsozialisten
startete der thüringische Gauleiter Fritz Sauckel ein
Untersuchungsverfahren mit der
Begründung, das
Deutsche Reich sei durch das „
jüdische
“ Unternehmen bei der Abrechnung
der staatlichen
Aufträge übervorteilt worden.
Obwohl der Reichsrechnungshof
keine übermäßigen Gewinne
feststellen
konnte, kam
es auf Initiative von Sauckel 1934 in
Meiningen
zu einem Schauprozess gegen Arthur
Simson und
einige leitende Angestellte wegen
„Übervorteilung
des Reiches“. Allerdings mussten
die inhaftierten
Angeklagten ein Jahr später aus
Mangel an Beweisen
in allen Punkten freigesprochen
werden.
Noch während des Prozesses
wurden die Brüder
Simson gezwungen, die Rechtsform
ihres
Unternehmens zu ändern und den
Berliner
Kaufmann und NSDAP-Mitglied
Herbert
Hofmann an der dann unter
Kommanditgesellschaft
Berlin-Suhler Waffen- und
Fahrzeugwerke Simson
& Co. genannten Gesellschaft zu
beteiligen. Dadurch
war ihnen die Kontrolle über ihre
Firma entzogen
worden und auf den Treuhänder
Hoffmann
übergegangen. Zwecks Arisierung
wurde das
Unternehmen mit einem Wert von
zirka 18
Millionen Reichsmark und einem
Jahresgewinn
1934 von rund 1,6 Millionen
Reichsmark
Friedrich
Flick für einen Preis von 8 bis 9
Millionen
Reichsmark angeboten. Flick
lehnte dies aber
nach längeren Verhandlungen ab.
Im August 1935 erwirkte Sauckel ein
Revisionsverfahren vor dem Oberlandesgericht Jena,
diesmal unter Ausschluss der
Öffentlichkeit. Das e
ndete mit einem Schuldspruch
und einer Geldbuße
von 9,75 Millionen Reichsmark
gegen die Inhaber.
Der angebliche Übergewinn wurde
durch die deutsche
Revisions- und Treuhand AG
errechnet. Das nötige
Geld konnte nur durch einen unter
Waffengewalt
erzwungenen Verzicht der Eigentümer
Julius und
Arthur Simson auf das Werk beglichen
werden, so
dass am 28. November 1935 das
Unternehmen
auf Fritz Sauckel übertragen
wurde. Die Familie
Simson konnte 1936 ins Ausland
fliehen und wanderte
in die USA aus. Der Name Simson
wurde
schließlich
aus der Firmenbezeichnung
gestrichen.
Das Werk lieferte in der Folge den
Grundstock
für die 1936 gegründete Wilhelm-Gustloff-Stiftung.
Am 1. September 1934 wurde die
Automobilproduktion
eingestellt, 1936 erstmals das
Leichtmotorrad
BSW 98 gebaut. Nach Beginn
des Zweiten
Weltkrieges begann die
Produktionseinstellung
von Fahrrädern, Kinderwagen
und Motorrädern.
6000 Mitarbeiter fertigten in den
Gustloff-Werke – Waffenwerk
Suhl Kriegswaffen,
unter anderem in Suhl allein im
Jahr 1944 61.450 Stück vom Maschinengewehr Typ 42.
1945 bis 2010
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden
die
Werke von den Alliierten als
Rüstungsbetrieb
eingestuft, das Werk 1946
weitgehend demontiert
und als Reparationszahlung in die
Sowjetunion
transportiert. Mit dem Rest wurde
die Produktion
von Jagdwaffen, Kinderwagen und
Fahrrädern wieder
begonnen. 1946 wurde Simson & Co. Suhl,
Fahrradfabrik der sowjetischen
Aktiengesellschaft
für Spezialmaschinenbau in die
sowjetische Aktiengesellschaft
SAG Awtowelo (AWO)
eingegliedert. Ab 5. März
1947 hieß der Betrieb Staatliche
Aktiengesellschaft
"Awtowelo" Werk vorm.
Simson & Co; Suhl (Thür.).
Ende 1948 erhielt das Werk von
der Sowjetischen
Militäradministration (SMAD)
den Befehl, ein
seitenwagentaugliches Motorrad
mit 250-cm³-
Viertaktmotor zu bauen, die
legendäre AWO 425.
Dieses Modell ähnelt der
EMW beziehungsweise BMW R25, jedoch sind die
Fahrzeuge
kaum ersatzteilkompatibel.
1964 wurde die Produktion der
Simson 425, im
Volksmund respektvoll
„Dampfhammer“ genannt,
zugunsten der kleineren
50-cm³- bzw. 70-cm³-Mokicks
eingestellt.
Die Motorradproduktion
in der DDR
wurde vom MZ allein übernommen.
Diese Aufteilung
der Marktsegmente blieb bis zum
Ende der DDR
bestehen.
Nach der deutschen
Wiedervereinigung
wurde Simson,
das von 1955 bis 1990 über
5 Millionen
Kleinkrafträder
produziert hatte, von der
Treuhandanstalt abgewickelt,
aber sofort wieder neu gegründet
als Suhler
Fahrzeugwerk
GmbH.
Die Mokickbaureihen wurden
modernisiert und
man engagierte sich im Automobilbau,
indem
man das in Ibach im Hotzenwald
entwickelte
viersitzige Elektroauto namens
„Hotzenblitz
EL-Sport“ produzierte. Allerdings
wurde das
Modell nur in einer kleinen Serie
von 140
Stück gefertigt, da es kaum
Kaufinteressenten gab.
Nach mehreren Beinahe-Insolvenzen
musste die
Firma am 28. Juni 2002 endgültig
Insolvenz
anmelden; der Firmenbesitz wurde
im Mai 2003
versteigert. Die Ersatzteilversorgung
ist vorerst
gesichert durch diverse Teilehändler.
Einer der
Hauptkäufer ist ein die MZA GmbH
(Großhändler), der mittlerweile auch
wieder
einzelne Teile in Suhl produziert und
diese
über ein bundesweites Händlernetz
vertreibt.
2003 – die MZA Meyer-Zweiradtechnik
Ahnatal GmbH übernimmt die
Ersatzteilversorgung
der Altfahrzeuge Nach der Insolvenz von
SIMSON im Februar wurden Waren- und
Lagerbestände, Werkzeugpakete,
sowie Zeichnungs-
und Urheberrechte der
ehemaligen SIMSON
Motorrad GmbH & Co. KG von
MZA erworben.
Es erfolgte auch ein Abschluss
einer Nutzungs-
und Lizenzvereinbarung mit der
TLG SIMSON
Gewerbepark GmbH
(dem Inhaber der Urheberrechte
vor 1992) über den Markennamen
"SIMSON".
MZA kann seitdem als einziges Unternehmen
uneingeschränkt diverse Markenzeichen,
Logos und
Altdokumente nutzen. Im Mai erfolgte
die Gründung
der MZA Niederlassung Suhl in den
ehemaligen
Räumlichkeiten von SIMSON. Neben der
Verwaltung des Hochregallagers
(mit mehr als 4.000 Gitterboxen) werden auch
diverse Baugruppen montiert und gefertigt.
2009 – der alte 4-Gang Motor, Typ M541
mit 50cm³, welcher in S51, Schwalbe und Co.
verbaut ist, wird in der MZA-Niederlassung
Suhl neu produziert, um den Altbestand an
Fahrzeugen zu sichern.
2010 – Viele tausend Fahrzeuge bewegen
sich alleine
auf deutschen Straßen, Schwalbe, Spatz und
Habicht haben Kultstatus. Viele Fanclubs,
Webseiten und Veranstaltungen sind seit der
Wiedervereinigung rund um Simson entstanden.
Simsonfreunde aus ganz Deutschland
treffen sich
mittlerweile einmal im Jahr zum Herrentag
(Vatertag/Christi Himmelfahrt) für drei
Tage in Suhl.